Prinzip und Technik
Die geistig-philosophische Seite ist genauso Teil der Sanften Kunst wie der technische Aspekt, wobei die traditionelle Seite der Kampfkunst mit der modernen Hand in Hand geht. Traditionelle Elemente – wie die Verbeugung und die Übung in Kata – stellen genauso wie fortschrittliche Elemente – zum Beispiel Gürtelgrade entsprechend der Beherrschung der Kampfkunst und Wettkämpfe – ein Teil des Gesamtsystems Goshin Jitsu dar.
Einige Schulen lehnen Wettkämpfe ab, da dafür eine starke Einschränkung der Möglichkeiten des Goshin Jitsu notwendig ist, um Verletzungen im Wettkampf zu vermeiden. Innerhalb des modernen Systems Goshin Jitsu erlernt ein Schüler zunächst Kihon (jap. Grundschule), bestehend aus Schlag- und Stoßtechniken sowie Tritt- und Beintechniken. Die Fallschule als Voraussetzung ist wichtig für ein verletzungsarmes Training. Weiter wird die Anwendung von Würfen, Hebeln und Festlegetechniken sowie die waffenlose Verteidigung gegen alltägliche Angriffe (wie beispielsweise gegen Würgen, Handgelenk- und Kragenfassen, Schlag-, Tritt- und Waffenangriffe, etc.) und Bodenkampf unterrichtet. Auch die allgemeine Fitness wird durch intensives Ausdauer- und Krafttraining am Anfang jedes Trainings gefördert.
Kodex und Regeln
Während das traditionelle Jiu-Jitsu eine Jahrhunderte alte Geschichte hat, wird bei den modernen Formen wie Goshin-Jitsu auf Grundtechniken der modernisierten Budosportarten wie Aikido, Judo, Karate bzw. Taekwondo usw. zurückgegriffen. Wobei hier die Einschränkungen durch die Kampfregeln wegfallen. Zum Beispiel muss ein Fußstoß oder Tritt nach vorn nicht unbedingt über der Gürtellinie treffen. Die Wirkung unterhalb der Gürtellinie ist wesendlich effektiver. Bei einer „Großen Außensichel“ also ein „O-soto-gari“ bzw. „O-soto-otoshi“ kann zum Gleichgewicht brechen der Kopf mitgenommen werden – frei nach der alten Weisheit, „wo der Kopf hingeht, geht auch der Rest hin“.
Beim zweiten Teil, der Abwehr von Angriffen, ist vor allem auf den Selbstschutz zu achten. Dabei ist dem Angriff nach Möglichkeit auszuweichen, um sich in eine günstige und für den Angreifer ungünstige Position zu bringen. „Kraft gegen Kraft Aktionen“ sollen nicht bevorzugt werden. Äußere oder Diagonal Eingänge sind vorzuziehen. Als Abschluss einer Abwehr sollte eine Festlege- oder Aufhebtechnik bzw. ein „Komm-mit-Griff“ angesetzt werden.
Waffenangriffe sind nach ihrer Gefährlichkeit zu staffeln. Zum Gelbgurt können durchaus Stockangriffe abgewehrt werden (Stock- und Schlagangriffe sind sehr ähnlich). Messerangriffen sind sehr gefährlich und werden deshalb erst zum 4. Kyu geprüft, auf die Gefährlichkeit ist hinzuweisen.
Pistolenangriffe sind noch gefährlicher und werden erst ab den 3. Kyu geprüft.
Grundsätzlich wird versucht, den Angreifer zu entwaffnen, die Waffe an sich zu bringen und sicherzustellen. Abwehr freiangreifender Gegner entspricht dem Randori im Judo – ist also Trainingskampf.
Bei der Ausführung am Partner ist rücksichtsvolles Verhalten Voraussetzung. Atemitechniken werden ohne Kontakt ausgeführt (Maximal Leichtkontakt) bei einer Rötung der Haut war der Schlag zu stark. Hebel sind gefühlvoll auszuführen, schnell ansetzen und langsam ziehen. Es ist ein Gefühl für die Wirksamkeit der unterschiedlichen Hebel zu entwickeln. Zum Schutz bei Würfen ist intensives Fallschultraining wichtig.
Dojo-Etikette
Für Goshin-Jitsuka gelten – genau wie für andere Budoka auch – Höflichkeitsregeln und Regeln für Übung der Kampfkünste, die einerseits den groben Ablauf und andererseits bestimmte Details des Trainings festlegen.
So ist es z. B. üblich, vor Betreten und Verlassen der Übungshalle (jap. Dojo), am Eingang das Shomen des Dojo und die darin Versammelten mit einer Verbeugung im Stand (Ritsurei) zu begrüßen. Auch beginnt und endet jedes Training, jede Übung und jede Kata mit einem Gruß (jap. Rei).
Der Beginn und das Ende jedes Goshin-Jitsu-Trainings werden mit einer gemeinsamen Grußzeremonie und kurzer Meditation (jap. Mokusö) begangen. Schüler und Meister verneigen sich in Respekt – nicht in Demut – vor einander und den alten Meistern (im Geiste, repräsentiert an der Stirnseite, dem Shörnen des Dojo), lösen sich während der Meditation gedanklich von der Alltagsroutine und bereiten sich auf das Training vor.